Sonntag, 31. Januar 2016

Hessische Frauen-Einzelmeisterschaft abgeschafft !!! (2): Was bedeutet eigentlich DWZ-Turnierleistung ?

Liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde,


wie ihr gestern gelesen habt wird der Titel der Hessischen Frauen-Einzelmeisterin zukünftig über die DWZ-Turnierleistung in vier (!!!) verschiedenen Turnieren vergeben. Daher stellt sich die Frage was bedeutet die DWZ-Turnierleistung und wie aussagekräftig ist diese.
Die genaue Berechnung der DWZ-Turnierleistung zu erläutern würde den Rahmen sprengen.
Wichtig ist aber, dass das DWZ-System auf Gewinnwahrscheinlichkeiten aufbaut und bei Rundung auf zwei Nachkommastellen ist die Gewinnerwartung bei einer Differenz von 677 DWZ-Punkten oder mehr 1,00. D.h. theoretisch reicht es jemand mit einer um 677 DWZ-Punkte schlechteren DWZ in einem Wettkampf über 100 Partien bei 99 Niederlagen ein einziges Remis zu erreichen um sich bereits zu verbessern !!!
Diese Besonderheit führt dazu, dass die DWZ-Turnierleistung m.E. völlig ungeeignet ist eine Meisterschaft zu entscheiden.
Hier ein Beispiel:
Eine Spielerin mit DWZ 2000 spielt gegen sieben Gegnerinnen mit einer DWZ von 1000.
Sie gewinnt alle sieben Partien - wie hoch ist nun die DWZ-Turnierleistung ?
2400 ? 2500 ? - Schließlich hat sie ja 100 % erreicht.
Naja die Gegnerinnen waren ja deutlich schlechter ... aber sie sollte doch mindestens größer 2000 sein oder ?
Bei Berechnung mit einem Programm, dass nach der DWZ-Wertungsordnung arbeiten soll ergibt sich bei Eingabe dieser Werte aber eine DWZ-Turnierleistung von 1677.
Lässt sich auch ganz einfach erklären wenn man berücksichtigt, dass ab 677 DWZ-Punkten Differenz eine Gewinnerwartung von 1,00 gilt.
D.h. die DWZ-Turnierleistung ist geringer als die eigene DWZ obwohl alle Partien gewonnen wurden.
Da bei der Hessischen Einzelmeisterschaft jede Spielerin mit einer DWZ unter 1400 aber im C-Turnier spielen muss heißt dies, dass sie selbst bei 7/7 vstl. keine Chance haben dürfte Hessenmeisterin zu werden, weil der Gegnerinnenschnitt nicht ausreichen dürfte um eine entsprechend hohe DWZ-Turnierleistung zu erzielen. Dies insbesondere wenn sie in der ersten Runde oder den ersten Runden vielleicht noch Gegner mit niedrigen DWZ-Zahlen zugewiesen bekommt.
Ein toller Modus wo je nach Teilnahme selbst der Gewinn aller Partien nicht ausreichen wird den Titel und damit verbunden die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft zu erreichen.
Was mich besonders interessieren würde ist die Frage, ob man(n) vor Abschaffung der Hessischen Frauen-Einzelmeisterschaft die Meinungen der Schachspielerinnen in Hessen eingeholt hat.


Udo Wallrabenstein

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